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Wieder ist ein Semester unter den denkbar schwierigsten Umständen zu Ende geführt
worden. Trotzdem hat uns das
Es ist uns eine Freude, daß gerade in diesem schwierigen Semester die
Ferner ist es mir gelungen, mit den ersten
Das Semester wurde nun mit einem Abschlußabend beendet, an dem nach wochenlanger Mühe
und liebevoller Kleinarbeit das
Kameraden! Zum Abschluß möchte ich Euch den Vorschlag machen, daß Ihr im nächsten
Semester einen Briefverkehr mit den studierenden Kollegen und Kolleginnen eröffnet;
ich bitte Euch, die Briefe an die
Der Einhieb, den der lange, opfervolle Kriegsdienst in die Entwicklung der geistigen Jugend schlägt, wird es bewirken, daß sich die meisten dieser Kämpfer nach Beendigung des Ringens nicht nur vor eine völlig neue politische und wirtschaftliche Lage des Kontinents gestellt sehen, sondern auch vor dessen kulturellen Umbruch, in den sie ihre aufgestauten Kräfte des Geistes werfen müssen, nicht nur, um wieder aufzubauen, auch um zu retten.
Was die Spreng- und Brandbomben einer barbarischen Kriegführung zerstört haben, ist
nicht das einzige Kulturgut, das angegriffen und schwer geschädigt worden ist. In
diesen harten Jahren, die nur auf ein Ziel gerichtet sein konnten, das Ziel der
Selbstbehauptung des deutschen Volkes und mit ihr der Behauptung
Und doch wird eine Möglichkeit gegeben sein, die bei ruhiger Entwicklung nicht
wirksam geworden wäre. Abstand wird gewonnen sein von
einer Zeit, in der die Zivilisationsmache über das Schöpferische im Kulturleben Herr
werden durfte. Gerade einer Jugend, die sich der Theaterwissenschaft zugewendet hat,
kann dieser Abstand manche Fehlentwicklung, also manchen Umweg ersparen. Die
„geistige“ Welt war vor dem Kriege, um es mit einem Worte zu sagen, auf dem Wege, das
Kunstwerk nur als eine Gelegenheit aufzufassen, an der
Kräfte, die es zu schaffen nicht in der Lage gewesen wären, ihr Talent oder
Talentchen ausspielen lassen konnten. Hätte nicht auch eine andere Welt, die
eigentliche Welt unseres Volkes, innerlich bestanden, die dieser „geistigen“ Welt ein
Übergewicht jenseits der Druckerschwärze und Vortragsräume bot, Dichter hätten
verzweifeln müssen. Sie, die wenigen
wirklichen Dichter eines Menschenalters dieser Zeit, haben ihren Lebens- und Schaffensatem nur aus dieser verschwiegenen Welt des Volkes gewinnen können. Und so hat auch das Volk jenseits von Presse und Rednerpult zu den Werken der Wenigen gefunden, die von der offiziellen Literatur kaum oder nur zögernd genannt, oft aber totgeschwiegen worden wären, wenn es nicht einige wenige Vorkämpfer für sie gegeben hätte.
Im ganzen aber wurde das Kunstwerk, das Dichtwerk, von der „geistigen“ Welt, die sich
mit ihm zu befassen hatte, nur als Gelegenheit angesehen, sich selbst darüber
wirkungsvoll auszubreiten. Und das ist kaum offenkundiger geschehen als auf dem
Theater und in der literarischen Umgebung des Theaters. Das dramatische Werk wurde
von den Bühnen und den Theaterpublizisten nach diesen dienstfälligen Gelegenheiten
eingeschätzt, die es zu bieten hatte: Wenn man von den meisten Intendanten absieht, die nur ihre Tageskassen und Subventionen im Auge
hatten, so war den Dramaturgen vor allem daran gelegen,
wie ein Theaterstück den kulturpolitischen Richtungen folge, die der Dramaturg zu
vertreten hatte, und ob und wie es in den Spielplan einträglich und bequem
einzureihen, wie wohl auch etwas an dem Werke zurechtzurücken, zu streichen,
herauszustellen wäre, um so auch eine Art eigener künstlerischer Arbeit anzuheften.
Der Spielleiter war zu einer in der Theatergeschichte nie
erreichten Stellung gelangt. Für ihn war das Dichtwerk nur mehr Anlaß eigener
Kunstfertigkeit, er hatte Macht und Befugnis, alles mit diesen „Entwürfen“ zu machen,
die ihm ein Dichter vorlegte, dessen Stück – merkwürdigerweise – von der Intendanz
zur Aufführung angenommen war. Am liebsten erprobte man Einfälle und reißerische
Spielereien an klassischer Dichtung, deren Autoren sich nicht mehr wehren konnten,
die das Publikum im übrigen soweit kannte, daß es mit einer „Neugestaltung“ verblüfft
werden konnte. Man hatte die besten Beziehungen zur Presse, je toller, desto
flüssiger und bereiter. Auch für die meisten Bühnenbildner war das Bühnenwerk nur Gelegenheit zur Gestaltung irgendeiner
allgemeinen szenischen Idee, bestenfalls einer Idee, die man aus dem Werke gewonnen
zu haben glaubte und nun möglichst augenfällig darstellte. Daß eine Überbetonung der
szenischen Ausgestaltung nach einer auffälligen Seite hin eine Störung bedeute,
darüber setzte man sich hinweg. Was ist da nicht alles an Künstelei geleistet worden,
wo gerade die unauffälligste Einordnung das künstlerische Gebot gewesen wäre! Daß
unter solchen Möglichkeiten sich auch ein Starwesen üppig
entwickelte, das an den Rollen nur mehr Anlässe eigenwilligster Ausgestaltung fand,
ist mehr als selbstverständlich. – Natürlich behaupteten alle diese unerläßlichen
Faktoren der Ausgestaltung eines Bühnenwerkes, nur dem Kunstwerke dienen zu
wollen.
Es gab sehr wenige Bühnen, wo diese Überwucht der ausgestal-
tenden Kräfte nicht vorherrschend gewesen wäre und dennoch – so barock dies jetzt
klingen mag –, weil eben auch künstlerische Menschen zur Wirkung gelangen konnten, zu
einer hochentwickelten Art der Gestaltungstechnik
gelangten, deren heißerstrittene Werte nicht verlorengehen dürfen. Gerade das hat
aber immer weitere Bühnen auf den Abweg einer extremen Haltung dem Kunstwerke
gegenüber gebracht; man war von gewissen Erfolgen fasziniert.
Es ist nun nicht so, daß neben so viel Dunst und Schatten nicht auch helles Licht
einer unbeengten Künstlerschaft und eines natürlich-gediegenen Kunstempfindens gelebt
hätte. Um dieses Licht richtig zu würdigen, muß vor der Zeit der Machtergreifung von
den inhaltlichen Werten abgesehen werden, die an den Bühnen unter dem Drucke des
Judentums und seiner Pressegewalt zur Ausgestaltung kamen, denn die Bühnen mußten
leben, um spielen zu können. Es ist hier ja nicht von den Aufführungsstoffen die
Rede, sondern lediglich von der künstlerischen Einstellung der Bühnen zum Dichtwerke
und von dem Dienste dieser Bühnen im Sinne einer möglichst hochstehenden
Theatergestaltung des Werkes. Ich möchte für die Zeit vor der Machtergreifung an die
Bühne der einzigartigen
Nach dem Kriege aber wird weithin ein Neubeginnen möglich sein. Dann soll diese große, schmerzliche Zäsur den Nutzen gebracht haben, daß weit weniger altes Gerölle weggeräumt werden muß, als sonst zu beseitigen nötig wäre. Die Theaterwissenschaft und die geistige Jugend, die sich ihr widmet, soll diesen Neubeginn gleich
richtig erfassen und vorbereitet finden. Der wichtigste Schritt hiezu wird dann getan
sein, wenn das Bewußtsein geweckt und das Verständnis dafür gefunden ist, ähnlich wie
bei der Musik auch bei der Bühnenkunst nicht das Mittlertum der Ausgestaltung zum
Selbstzweck werden zu lassen und dabei dem Dichtwerke nur die Rolle einer zufälligen
Gelegenheit zu erteilen. Alles Mittlertum wird dann erst zu einer höchsten
bildnerischen Leistung finden, bei der es selbst am meisten gewinnen kann, wenn es
wieder zum wahrhaften Dienste am Kunstwerk gelangt.
Den Studierenden der Theaterwissenschaft, die das
Das
Ich weiß nicht, ob es Euch ähnlich ergeht wie mir? Nie sind mir
formen wir die Gefühlswelt dieser Heroen. Unser ganzes Liebesbedürfnis, unsere
Sehnsüchte und Hoffnungen legen wir in unsere Stimme. Es ist ein großer Trost, daß
uns in diesen aufwühlenden Zeiten ein Gott die Fähigkeit gab, wie Tasso sagen zu
können, was ich leide, was ich erleide, was ich erlebe und was ich fühle. Und daß
irgendein großer Deutscher all das vorgefühlt und in herrliche Worte gekleidet
hat, die nun wieder lebendig werden, als hätte er sie erst gestern zu uns
gesprochen, auch das ist ein Trost, ein Balsam auf die Wunden unserer besseren
Seele, die ihr Haß, Neid und Gewinnsucht unserer Feinde schlug. Und es ist auch
ein beruhigendes Gefühl, daß eine Heimstätte für diese unsere Theaterseele
geschaffen wurde, wo sie all das vereint findet, was uns am heutigen Theaterleben
interessiert, wo sie sich mit gleichgestimmten Seelen zusammenfindet und
Zwiesprache und Gedankenaustausch pflegen kann. Wir haben es jetzt, wo sich die
Gründung des
Kunst und Wissenschaft sind doch stets zwei schwesterliche Begriffe gewesen; daß nun die Wissenschaft auch die Theaterkunst betreut, daß die heutige Theaterkunst die Wissenschaft anregt, ist eine aus reicher Vergangenheit sich entwickelnde schöne Konstellation, die sich ersprießlich auf beiden Sondergebieten auswirken wird. Daher ist eine Verbundenheit der Studierenden beider Fakultäten eine so erfreuliche Erscheinung, daß sie in Zukunft noch enger, noch fruchtbringender werde, das soll unsere Sorge sein!
In diesem Sinne grüße ich die fernbetreuten Studierenden des nun schon im ersten
Jahre des Bestandes des so erfolgreichen
Wenn ich mich den Grüßen an die Leser der Feldpost-Rundbriefe anschließe, so tue ich das mit allen erdenklichen, herzlichen Wünschen für das persönliche Wohlergehen jedes einzelnen von Ihnen.
Möge die Zeit nicht mehr allzu fern sein, die auch wiederum eine persönliche Zusammenarbeit ermöglicht. Der geistige Austausch
und die ebenso anregenden wie ersprießlichen Wechselbeziehungen zwischen dem
Auch ich als Däne möchte gerne den Theaterwissenschaftlern an der Front einen Gruß schicken. Ihr wirkt mit in einem für uns alle entscheidenden Drama des Lebens.
Semesterschluß! Wir melden uns wieder mit dem Ringvorlesungsbericht! – Es muß sicher nicht noch einmal erklärt werden, worum es sich handelt, denn das ist ja schon beim letztenmal geschehen.
In diesem Semester galt die Ringvorlesung, wie schon angekündigt, den
angehenden Dramaturgen, wieder sprachen namhafte
Theaterpersönlichkeiten zu uns: Theaterleiter, Regisseure, Dramaturgen,
Bühnenbildner, Wissenschaftler und ein Dichter. Das Programm aber war viel
reichhaltiger als im vorigen Semester, wir erhielten zahlreiche wertvolle
Eindrücke und Anregungen und möchten versuchen, diese auch Ihnen
mitzuteilen.
Prof.
Der Dichter und Dramatiker
Etwas vollkommen anderes bot uns dann aber die folgende Veranstaltung! Es fand
endlich die langersehnte praktische Exkursion ins
Über „
auf den Spielplan eines guten Volkstheaters. – Daß sich aus dem
Spezialcharakter der Volkstheater auch eine besondere Art der Schauspielkunst
ergibt, ist selbstverständlich. Zum Volksschauspieler gehört eine besondere
Begabung. – Nachdem Frau Frau
Einen ungeheuer starken Eindruck hinterließ bei uns allen der Abend, an dem
Oberspielleiter dramaturgischen Regisseur wollte er sprechen, aber es war gerade das
Schöne, daß er – aus einem übervollen Herzen – so oft abschweifte und uns
unendlich viel von seinen eigenen Gedanken und persönlichen Erfahrungen
mitteilte. In überaus herzlichen Worten gab er seiner Freude darüber Ausdruck,
vor uns, als dem Nachwuchs, einmal „auspacken“ zu dürfen. Mit einer
Kunstphilosophie begann er: Zwischen Furcht und Lust, Lebensangst und
Lebensfreude steht der Mensch, und aus dieser Polarität wird alle Kunst
geboren. In Augenblicken der Ruhe beginnt der Mensch zu spielen, er gibt seiner
Ergriffenheit Ausdruck und will damit nichts anderes, als diese, seine
Ergriffenheit, anderen Menschen mitteilen. Gelingt es ihm, durch sein Spiel bei
anderen dieselbe Ergriffenheit auszulösen, so hat er als Künstler ein Kunstwerk
geschaffen. Das Theater hat somit im Grunde weder moralische noch unterhaltende
Tendenzen. Es gibt also weder ein Primat des rein
geistigen noch eines des rein
komödiantischen Theaters! (eher noch für Kinder als für Philosophen bestimmt sei.
Beim Gestalt-Werden einer dichterischen Vision auf der Bühne stellt der Geist
der Dichtung den männlichen, die Bühne den weiblichen Teil dar. In der
Aufführung – dem Kind, wenn man so sagen darf – verschmelzen beide Elemente
miteinander. Der Mittler oder Kuppler zwischen Dichtung und Theater ist der
Regisseur. Weder der reine Schauspielerregisseur noch der rein literarische
kann seine Aufgabe bis zum letzten erfüllen. Über beiden steht als Idealfall
der dramaturgische Regisseur. Dieser wird immer vom
Wesentlichen ausgehen und kann nie ungeistig sein. Er muß eine objektive Vision
des Ganzen haben und mehr zensorisch als motorisch veranlagt sein. Er, ein
präziser Phantast, ein maßloser Mathematiker, wird das Auge des Geistes und
zugleich das Auge des Leibes besitzen. – Für seine mitreißenden Worte wurde
Die nächste Woche brachte uns wieder eine Exkursion. Wir besuchten die Ausstellung der Meisterklasse für Bühnenbildner in
der einzelne Bilder zu entwerfen, erklärte uns Prof. folge
organisch in Bildern zu gestalten. Darauf beziehen sich auch die Übungen der
Schüler. Diese müssen sich außerdem mit dem Zeichnen von Plänen und
Grundrissen, dem Entwerfen von Kostümen, dem Herstellen von Bühnenbildmodellen
und mit Naturstudien beschäftigen. Die Ausstellung zeigte in dieser Hinsicht
eine Fülle gut gelungener Arbeiten. Es befremdeten freilich einige völlig
abstrakte Architekturen, die sich von den Formen der Wirklichkeit absolut
loslösen, wie z. B. das kreisrunde Domtor in
„
auf Mansionen gespielt worden, und als man diesen Irrtum die große Verlegenheit der heutigen Regisseure
und Bühnenbildner leicht und selbstverständlich auflösen. – Es fragt sich nur,
ob wir so ohne weiteres auf die Simultanbühne zurückgreifen können und wie sich
das Publikum dazu stellen würde.
Prof. nur durch den Sehsinn zu
vermitteln. Körper, Licht, und Farbe sind die Mittel des Bühnenbildners:
Dramatisches stellt man am besten mehr auf Körper, Mystisches auf Licht und
Stimmungsmäßiges auf Farbe ein. Innerhalb einer einzigen Inszenierung dürften
die Mittel nicht wechseln! Darstellungs- und Ausstattungsstil müssen
aufeinander abgestimmt sein. An vielen praktischen Beispielen – improvisierten
Anzeichnungen an der Tafel und Schülerarbeiten – ging Prof.
Eine „
Nun folgte als nächster Dr.
wird es uns ermöglicht werden, Ateliers zu besuchen, die Dreharbeit zu
beobachten und alle großen Filme der Weltproduktion zu sehen. Aber weder die
reine Wissenschaft noch die reine Praxis kann die entscheidende Tat
vollbringen: Einmal muß dem Film ein
In der folgenden Ringvorlesung empfingen wir im
Einen Einblick in seine Arbeit, seine Pläne und den Betrieb seines Theaters gab
uns kurz darauf der Generalintendant des
Einen außerordentlich feinen und künstlerisch bedeutenden Vortrag hielt uns
Prof. Bild mit nur zwei Dimensionen wirkt. Von der Malerei
ausgehend, übertrug er die dort geltende psychologische Bedeutung der
Linienführung auf das Bühnenbild. Senkrechte, Waagerechte, Diagonale und Kurve
können auf dem Theater dieselben Wirkungen erzielen. Sie können Starre,
Schwere, Leidenschaft, Weichheit und die ganze Skala menschlicher Empfindungen
ausdrücken, wenn ein Bühnenbildner es versteht, sie psychologisch und
dramaturgisch anzuwenden.
Direktor die
große Möglichkeit für seine Arbeit im Wiederaufbau und Neubau der unzähligen
durch den Luftkrieg zerstörten deutschen Theater. Wenn diese Tatsache nicht so
ernst wäre und nicht so viele wertvolle Kulturdenkmäler vernichtet worden
wären, so könnte man die kommende Reform des Theaterbaues noch viel freudiger
bejahen. Es ist jedoch wichtig, daß sich die Architekten und Bühnentechniker
hiermit schon jetzt intensiv beschäftigen.
Eine sehr schöne Abschlußvorlesung, die das große Thema unserer Ringvorlesung
wohl im Kern traf und zugleich uns ganz persönlich galt, hielt Prof.
Die Persönlichkeit eines Theaters, von welcher der
größte Einfluß auf die Spielplangestaltung ausgeht, trägt eine ungeheure
Verantwortung! Ob das nun ein Intendant, ein Regisseur, ein Dramaturg oder gar
ein Schauspieler ist, immer muß er ganz in seiner Zeit stehen, muß dem Volke
nicht unbedingt seine naheliegendsten Wünsche erfüllen – aber ihm das bieten,
was es für morgen braucht. So kann er Mitgestalter am Volksgeschick werden.
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